Was ist in Zeiten des Klimawandels besser für die Alpen und für die Menschen, die dort leben oder Erholung suchen: die Aufrüstung mit Schneekanonen oder sanfter Tourismus?
Diese Frage diskutierten gestern Abend die Kontrahenten im Rechtsstreit um den Ausbau des Skigebiets Sudelfeld: Hanspeter Mair vom Deutschen Alpenverein, Christine Margraf vom Bund Naturschutz und Harald Gmeiner, Tourismus-Manager für die Region Tegernsee und Geschäftsführer der Bergbahnen Sudelfeld GmbH. Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn hatte sie zu einer Podiumsdiskussion in den Stemmerhof in Sendling eingeladen. Die Debatte war lebhaft und kontrovers, mit vielen Zuhörern, die mitdiskutierten und viele Fragen stellten. Ein bunt gemischtes Publikum, vom Naturschützer über Bergsteiger und Skifahrer bis zum Skilehrer.
Florian von Brunn skizzierte zu Beginn den Hintergrund: den Klimawandel in den Alpen, der sich auf der Zugspitze ganz konkret am Schmelzen des Schneeferner-Gletschers sehen lässt. Er plädierte für einen schonenden Umgang mit den Alpen, sanften Tourismus, und einen weiteren Ausbau des öffentlichen Verkehrs, um diesen großartigen Naturraum in seiner Schönheit zu erhalten. Im Zusammenhang mit der Subventionierung von Schneekanonen kritisierte der SPD-Umweltexperte, dass die Staatsregierung nicht einmal konkrete Zahlen vorlegen könne, wie viele Arbeitsplätze der Skitourismus in Bayern überhaupt bringe.
Harald Gmeiner, der selbst aus Bayrischzell kommt, erläuterte, dass das Sudelfeld bereits seit über 100 Jahren ein Skigebiet sei. Die Bürger vor Ort bräuchten den Skitourismus als Lebensgrundlage. Das Sudelfeld ist nach seinen Worten ein bereits erschlossenes Gebiet, durch die Modernisierung des Gebietes, Bau eines Sesselliftes und eines Speichersees , werde keine unberührte Natur zerstört. Das sei besser als wenn man ein bisher nicht verbautes Gebiet antaste.
Hanspeter Mair vom Deutschen Alpenverein konterte: Der Ausbau des Sudelfelds sprenge jegliche Dimensionen. Er plädierte für eine „kleinere und feinere Modernisierung“, für die es in Bayrischzell durchaus Potential gebe. Der überdimensionale Ausbau, so Mair, behindert den anderen Tourismus, der keinen Schnee brauche. Er verwies auch auf die Verkehrsprobleme im Landkreis Miesbach und den Stau in Schliersee. Mair sagte wörtlich über den Widerspruch zwischen Klimaschutz und Schneekanonen: „Wir nehmen grüne Energie, damit grüne Wiesen weiß werden“.
Christine Margraf, Bund Naturschutz, sprach sich gegen eine weitere Verbauung der Alpen aus. Sie kritisierte die Verwendung von Steuergeldern für die Subventionierung von Schneekanonen. Dieses Geld sollte lieber in die Entwicklung eines umweltfreundlichen Tourismus investiert werden. Der Sport, so Margraf, muss sich an die Natur anpassen und nicht umgekehrt. Die Natur, die jetzt am Sudelfeld zerstört wird, lässt sich ihrer Meinung nach nie mehr wiederherstellen.