SPD-Verbraucherschützer Florian von Brunn sieht mögliches strafrechtlich relevantes Verhalten der Behörden
Fehlentwicklungen bei Embryonen, Unfruchtbarkeit, Immunschwäche, Leberschäden - das sind die Gefahren durch die im Blut von Menschen aus dem Landkreis Altötting gefundenen erhöhten PFOA-Werte. Das Umweltbundesamt hat Studien mit fast 70.000 Patienten ausgewertet und kommt in einer offiziellen Stellungnahme zu dem Schluss, dass eine Überschreitung der Schwellenwerte - wie im Raum Altötting geschehen - erhebliche gesundheitliche Schäden zur Folge haben kann. Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit behauptet dennoch das Gegenteil. Für den SPD-Abgeordneten Florian von Brunn ist dieses Verhalten der Staatsregierung und ihrer Behörden möglicherweise strafrechtlich relevant. „Die Behörden müssen alles tun, um Gefahren für Leib und Leben möglichst abzuwehren. Doch die zuständigen Minister setzen auf Verschleierung. Die betroffenen Menschen haben ein Anrecht auf umfassende und fundierte Informationen und Vorsorgemaßnahmen. Aber den politisch Verantwortlichen der CSU-Staatsregierung geht es nur darum, sich möglichst reinzuwaschen. Ich gehe davon aus, dass die Staatsanwaltschaft dieses fragwürdige Vorgehen überprüft.“
Der durchschnittliche PFOA-Gehalt der Altöttinger Bevölkerung liegt bei 20 Mikrogramm pro Liter Blut. Das hat das Landesamt nach einer Untersuchung von 906 Menschen offiziell mitgeteilt. Bereits ab 2 Mikrogramm pro Liter kann laut Umweltbundesamt die weibliche Zyklus‐Länge beeinflusst werden, außerdem können Eierstockzysten hervorgerufen werden, welche eine der wichtigsten Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch darstellen. Erhöhte Konzentrationen von solchen perfluorierten Substanzen werden auch mit dem Risiko für ein zu niedriges Geburtsgewicht in Verbindung gebracht. Der Schwellenwert liegt hier für PFOA bei 3,9 Mikrogramm pro Liter.
Hinzu kommt, dass neben PFOA zusätzlich auch der verwandte und ebenfalls gefährliche Stoff PFOS im Blut der Anwohner gefunden wurde. Laut Umweltbundesamt summieren sich die Mengen dieser Chemikalien im Körper und steigern damit das Gesundheitsrisiko weiter. So liegt der Schwellenwert für eine Schwangerschaftsvergiftung, die schwere Komplikationen für Mutter und das ungeborene Kind verursachen kann, bei 21,2 Mikrogramm PFOA pro Liter, für PFOS bei 13,6 Mikrogramm pro Liter. Diese Werte wurden durch eine Studie mit über 5000 Schwangeren ermittelt.
Auch der Impfschutz gegen Diphtherie und Tetanus bei fünf‐ bis siebenjährigen Kindern wird nach wissenschaftlichen Erkenntnissen des Umweltbundesamts durch diese Chemikalien herabgesetzt. Der Schwellenwert liegt für PFOA bei unter 5 Mikrogramm pro Liter, für PFOS bei 1,3 Mikrogramm pro Liter.
Der SPD-Verbraucherschützer von Brunn zeigt sich entsetzt, wie die Staatsregierung und ihre Behörden angesichts dieser Schwellenwerte und unabhängigen Messergebnisse behaupten können, dass die gefundenen Konzentrationen im Blut „nicht mit einer Gesundheitsgefährdung gleichzusetzen“ sein sollen. Es bestehe "keine konkrete gesundheitliche Gefährdung", behauptet das Landesamt im Bericht auf seiner Homepage. Von Brunn warnt: „Hier wird die Bevölkerung getäuscht und die Gefahr bewusst heruntergespielt.“