Fordern Aufklärung über den Fall und die Genehmigung durch die Behörden
Trotz der gesundheitsgefährlichen Belastung von Blutproben und Trinkwasser im Raum Altötting mit der Chemikalie PFOA darf der Stoff laut Landratsamt weiter in den Fluss Alz eingeleitet werden. Eine entsprechende Genehmigung an das verantwortliche Unternehmen bestätigte die Behörde der Lokalzeitung Neu-Altöttinger Anzeiger.
Der SPD-Umweltpolitiker Florian von Brunn ist entsetzt und fordert von der CSU-Staatsregierung und den Behörden Aufklärung, wie es dazu kommen konnte: „Die Menschen in der Region wurde durch den Stoff schon seit Jahren einer großen Gefahr ausgesetzt. PFOA wird vom Umweltbundesamt mit Fehlentwicklungen bei Embryonen, Unfruchtbarkeit, Immunschwäche und Leberschäden in Verbindung gebracht. Doch statt die Belastungen endlich zu stoppen, geben die Behörden sogar noch eine offizielle Erlaubnis zur weiteren Verseuchung. Das kann ich gar nicht fassen.“ Der durchschnittliche PFOA-Gehalt der Altöttinger Bevölkerung liegt derzeit bei 20 Mikrogramm pro Liter Blut. Das hat das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nach einer Untersuchung von 906 Menschen offiziell mitgeteilt. Bereits ab 2 Mikrogramm pro Liter kann laut Umweltbundesamt die weibliche Zyklus‐Länge beeinflusst werden, außerdem können Eierstockzysten hervorgerufen werden, welche eine der wichtigsten Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch darstellen. Erhöhte Konzentrationen von solchen perfluorierten Substanzen werden auch mit dem Risiko für ein zu niedriges Geburtsgewicht in Verbindung gebracht. Der Schwellenwert liegt hier für PFOA bei 3,9 Mikrogramm pro Liter.
Hinzu kommt, dass neben PFOA zusätzlich auch der verwandte und ebenfalls gefährliche Stoff PFOS im Blut der Anwohner gefunden wurde. Über die Höhe dieser PFOS-Werte wurden die Betroffenen aber gar nicht erst informiert, wie von Brunn kritisiert. "Die individuellen Werte müssen den Betroffenen umgehend mitgeteilt werden!" Laut Umweltbundesamt summieren sich die Mengen dieser Chemikalien im Körper und steigern damit das Gesundheitsrisiko weiter. So liegt der Schwellenwert für eine Schwangerschaftsvergiftung, die schwere Komplikationen für Mutter und das ungeborene Kind verursachen kann, bei 21,2 Mikrogramm PFOA pro Liter, für PFOS bei 13,6 Mikrogramm pro Liter. Diese Werte wurden durch eine Studie mit über 5000 Schwangeren ermittelt.
Auch der Impfschutz gegen Diphtherie und Tetanus bei fünf‐ bis siebenjährigen Kindern wird nach wissenschaftlichen Erkenntnissen des Umweltbundesamts durch diese Chemikalien herabgesetzt. Der Schwellenwert liegt für PFOA bei unter 5 Mikrogramm pro Liter, für PFOS bei 1,3 Mikrogramm pro Liter.