SPD-Abgeordneter von Brunn: „Offenbar geht bei der CSU Parteibuch vor Denkmalschutz“
Das historische Kocheler Verstärkeramt darf weiter abgerissen werden. Auch die bayerische Staatsregierung hat damit offenbar kein Problem. Das zeigt die Antwort auf eine parlamentarische Anfrage (PDF, 564 kB) des SPD-Landtagsabgeordneten Florian von Brunn. Er findet die Antwort allerdings „widersprüchlich, wenn nicht sogar absurd“. Für den zuständigen Staatsminister Sibler sei die Rückendeckung für den CSU-Bürgermeister wichtiger als die Bewahrung des Gebäudes: „CSU-Parteibuch geht offenbar vor Denkmalschutz!“
Sibler lasse zwar wörtlich wissen, „die baulichen Zeugnisse der Industrie- und Technikgeschichte zählen zu den bedeutenden Baudenkmälern, dokumentieren sie doch die schrittweise Entwicklung Bayerns vom Agrar- zum weltweit wichtigen Industriestaat“. Und er rühmt die 1920 gegründete Bayerische Postbauschule dafür, das Neue Bauen nach Bayern gebracht zu haben. „Beim Verstärkeramt eiert er in seiner Antwort dann zwar herum, kommt aber nicht daran vorbei, es als ‚Dokument für die Modernisierung der Telekommunikation im Deutschland der 1920-er Jahre‘ zu würdigen“, sagt von Brunn.
Zugleich halte er seinem Kocheler Parteispezi aber die Stange: „Im Grunde sagt der Herr Minister nur wortreich, warum ein neuer Bauhof angeblich wichtiger ist als ein denkmalgeschütztes Gebäude. Jede Behauptung des Bürgermeisters erhält den Segen des Ministers, so fragwürdig sie auch ist“, so von Brunn. Die Möglichkeit, dass auch in einem unter Wahrung des Denkmalschutzes renovierten Verstärkeramt selbstverständlich Wohnungen hätten eingerichtet werden können, werde nicht einmal erwähnt. Von Brunn kritisiert: „Das ist eine Gefälligkeitsantwort des Ministers. Sie zeigt, dass sowohl die Staatsregierung als auch der Bürgermeister hier auf dem denkmalschützerischen und ortsplanerischen Holzweg sind!“
„Es ärgert mich sehr“, sagt Florian von Brunn, „dass es so leicht ist, sogar ein in öffentlichem Eigentum befindliches Gebäude trotz Denkmalschutz einfach abreißen zu lassen!“ Der Abgeordnete setzt allerdings darauf, dass das Engagement der für den Erhalt kämpfenden Bürgerinnen und Bürger und die Berichterstattung in den Medien dazu führen, dass die Baudenkmäler der Bayerischen Postbauschule jetzt insgesamt stärker beachtet und geschützt werden. „Dann hätte die leidige Angelegenheit wenigstens irgendetwas Gutes“.