„Zauberlehrling Söder ist aufgeflogen“, erklärt Florian von Brunn, der Fraktionsvorsitzende der Landtags-SPD. „Es wäre besser, er würde sich weniger um Show-Effekte und mehr um die Menschen in Bayern kümmern.“
Ortstermin am Gasspeicher Wolfersberg nahe Oberpframmern, vergangene Woche: Zwei besorgte Besucher aus München schlagen Alarm – die Befüllung des nur zu neun Prozent ausgelasteten Speichers müsse alsbald beginnen, um schlimme Folgen für die bayerische Wirtschaft abzuwenden. Gar so pessimistisch hätten Markus Söder und Hubert Aiwanger allerdings nicht in die Kamera blicken müssen – und das wussten sie auch sehr gut.
Denn als sie der oberbayerischen Anlage ihre Aufwartung machten, war es längst beschlossene Sache, dass der Netzverbund Trading Hub Europe (THE) noch im Juni mit dem Auffüllen des Speichers beginnen würde. CSU und Freie Wähler pflegen gute Kontakte mit THE, und so wurde der Besuch sicher nicht zufällig kurz vor dem Start der Befüllung terminiert. Motto: Die schwarz-orangene Koalition löst die Gaskrise – indem sie fordert, was ohnehin feststeht. Prompt folgte kurze Zeit später eine Pressemitteilung aus dem Hause Aiwanger, die den Fortschritt in Oberpframmern mit dem vorherigen Besuch verknüpfte.
„So kann man die aktuellen Probleme Versorgungssicherheit und bezahlbare Energie nicht anpacken“, ärgert sich Florian von Brunn. „Eine solche Politik ist in höchstem Maße unseriös und belegt, dass es um parteipolitische Profite geht und nicht darum, in konstruktiver Zusammenarbeit mit der Bundesregierung das Problem zu lösen.“ Die SPD hingegen hat erst kürzlich ein Paket vorgelegt, um die Bürgerinnen und Bürger angesichts steigender Energiepreise nicht im Stich zu lassen. „Irgendwann werden die ständigen haltlosen Vorwürfe, die Bundesregierung kümmere sich um nichts, auch einmal langweilig“, findet der SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Hümpfer. „Aber das ist offenbar der Politikstil von CSU und Freien Wählern: Wer auf einen fahrenden Zug aufspringt, braucht selbst nichts aufs Gleis zu setzen.“